Verehrte Besucher und Besucherinnen,
in der vergangenen Woche, am 31.Mai, um genau zu sein, wurde der Weltnichtrauchertag begangen. Und seit dem geistert mir das Thema Rauchen unaufhörlich durch den Kopf - ein nicht ganz unheikles Thema und eines, an dem sich eigentlich immer die Geister scheiden. Mir liegt es auch völlig fern, Sie und mich an dieser Stelle in ein heftiges Polemisieren zu verwickeln. Aber ich muss gestehen - auch ich fröhne diesem genussvollen Laster. Ja, ich bin ein passionierter Pfeifenraucher! Der Geruch des Pfeifentabaks ist für mich ein olfaktorischer Hochgenuss und der Akt der Rauchens selbst steigert mein Wohlbefinden ungemein. Und gerade als Verfechter einer gepflegten Kultur des Rauchens musste ich der Frage nachgehen, welche Historie der Tabakkonsum in unseren Breitengraden hat. Darum habe ich mich bei Wikipedia schlau gemacht und bin erstaunt darüber, dass das Rauchen nicht nur ein Kulturgut ist, sondern stets auch zu einem Politikum gemacht wurde - hoch interessant!
Den ersten Kontakt mit der Tabakpflanze hatten die europäischen Invasoren zu Kolumbus' Zeiten, als sie die amerikanischen Ureinwohner beim verwunderlichen Akt des Rauch "trinkens" , wie sie es zunächst nannten, beobachteten. Seereisende und Handel treibende Pendler zwischen alter und neuer Welt brachten schließlich den Tabak in die europäischen Häfen mit. Rasant verbreitete sich die Sitte des Rauchens und mit ihr auch sogleich die ersten Versuche ihrer Eindämmung. Gerade von kirchlicher Seite wurde sie als Missbrauch und heidnische Unsitte angeprangert.
Der Siegezug des Rauchens ließ sich jedoch trotz vermehrter Kontrollversuche nicht aufhalten. In Großbritannien beispielsweise wurde das Pfeiferauchen schnell zu einer weit verbreiteten Sitte, was den Tabak zu einem teuren Gut werden ließ. In Deutschland waren es die Soldaten während des Dreißigjährigen Krieges, die zur Verbreitung des "Tabaktrinkens" bei jung und alt, Frau und Mann beitrugen. Auch hier blieben jegliche Verbotsversuche zwecklos und die Zahl der Konsumenten stieg schnell an. Im asiatischen Raum hingegen griff man zu härteren Mitteln, um gegen den Tabakkonsum vorzugehen. In Russland, China, Japan und der Türkei sah man im Rauchen einen kolonialen Einfluss, den es ein zu dämmen galt. Tabakhäuser wurden nieder gerissen und Raucher mit der Todesstrafe bedroht. Der russische Klerus betrachtete das Rauchen gar als Todsünde, die mit dem Aufreißen der Nase und dem Aufschneiden der Lippen bestraft wurde.
Im 18. und 19. Jahrhundert hatte sich Tabak letztlich in Form des Pfeiferauchens als Genussdroge in Europa und Amerika etabliert und war zudem eine wichtige steuerliche Einnahmequelle. Der Staat führte die Tabaksteuer ein und das Volk erkämpfte sich die Erlaubnis zum Rauchen - in der deutschen Märzrevolution 1848 erstritten die Demokraten in Berlin das Recht, in der Öffentlichkeit zu rauchen. Auch Schnupftabak und die Zigarre waren sehr polulär. Das Schnupfen wurde in aristokratischen Kreisen von beiden Geschlechtern eifrig betrieben und mit den passenden Assecoires, wie edlen Tabakdosen, zu einer regelrechten Kunstform erhoben. Apropos, auch in künstlerischer Auseinandersetzung war das Thema Tabak sehr gefragt, so zum Beispiel als Briefmarkenmotiv oder auch auf Gemälden.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Rauchen dann zu einem stilvollen Genuss und zum Ausdrucksmittel eines eleganten Lebensgeistes - die Zigarre avancierte zum Symbol des Bürgertums und in gehobenen Kreisen wurden eigens Rauchzimmer eingerichtet, in denen Männer Smokings trugen. Mit der Erfindung der Zigarette wurde das Rauchen dann zu einem Massenvergnügen. Die Pfeife ebenso wie die Zigarre gerieten aus der Mode, passte doch die Zigarette viel besser zum neuen Zeitgefühl der Schnelllebigkeit. So ergelangte sie rasch Kultstatus und die dazu gehörigen Utensilien, wie edle Etuis, wurden zu Statussymbolen. Mit dem Aufkommen des Kinos verstärkte sich das Image des Rauchens als "cool und sexy". Auf der Leinwand zeigte sich der Zigarettengenuss als Bestandteil eines freiheitlichen Lebensgefühls.
Erst in den letzten Dekaden ist das Bewusstsein für die Gefahren des Tabakkonsums gewachsen. Nun ist das Rauchen zweifellos keine gesunde Sache. Wie alle Dinge des Genusses verleibe ich es mir auch nur in Maßen ein, um dieses genießerische Gelüst nicht zu einem lästigen Laster verkommen zu lassen. Mir liegt es auch überhaupt nicht, schnell mal auf der Straße eine gehetzte Zigarette zu rauchen. Da gefällt mir doch die Rauchkultur vergangener Tage wesentlich besser, wo man sich in stilvollen Rauchsalons zum gepflegten qualmen und palavern in illuster Runde traf. Nunja, diese Zeiten sind vorüber, deshalb gönne ich mir nach getaner Arbeit oder einfach nur so zur Entspannung auf dem Balkon sitzend eine herrliche Pfeife - für mich ein kleines Stück Lebensfreude!
In diesem Sinne - genießen Sie was Ihnen wohl bekommt, aber übertreiben Sie es nicht,
empfiehlt Ihnen,
Ihr Mr. Fanning